Dokumentarfilm 2020
Geboren 1988 in Albanien. Studium der Filmgeschichte an der Universität „La Sapienza“ in Rom. Studium Dokumentarfilm an der ZeLIG – Schule für Dokumentarfilm, Fernsehen und Neue Medien in Bozen. NEVERLAND ist sein Abschlussfilm, für den er 2020 den FIRST STEPS Award in der Kategorie Dokumentarfilm ausgezeichnet wird.
Filmografie
Regie:
2019 NEVERLAND (Dokumentarfilm, 80′)
2019 FIFTY. THE CHRONICLES (Dokumentarfilm, 50′)
2017 CON I PIEDI SULLE NUVOLE (Kurzspielfilm, 19′)
Stand: 30.07.2020
Jurybegründung zum FIRST STEPS Award:
„Ein Lotteriespiel. Der Gewinn: die Verdoppelung des investierten Geldes, die Aussicht auf 50 % Zinsen lässt Menschen Hals über Kopf Grund und Boden verkaufen. Das Risiko: Der Gewinn wird nie ausgezahlt. Am Ende der Kollaps, ein Land im Ausnahmezustand. Der Pyramidenaufstand in Albanien 1997. Anarchie, die Männer plündern die Waffenarsenale der nicht mehr handlungsfähigen Regierung, jeder schießt auf jeden oder erschießt ihn. Bürgerkrieg.
Wie kann man in einem Dokumentarfilm davon erzählen? Wie begreiflich machen, was da passiert ist? Wie vermitteln, dass das mit tradierten Verhaltensweisen zu tun hat, mit Machotum, mit Unerfahrenheit und der Hoffnung auf Wohlstand und persönlichem Ansehen innerhalb einer Gesellschaft, die auf dem Recht des Stärkeren begründet ist? Wie kann man das alles in einem Film so erzählen, dass es glaubwürdig ist, spannend bleibt und für alle – unabhängig davon, ob sie von diesem historischen Ereignis wissen oder nicht – interessant ist?
Erald Dika, Regie-Absolvent der Filmschule ZeLIG aus Bozen – von der dieses Jahr etliche ungewöhnliche Filme eingereicht wurden – hat dafür nahezu alle dokumentarischen Mittel zum Einsatz gebracht: einen autobiographischen textlichen Rahmen, Interviews mit damals beteiligten Menschen, Archivmaterial und eine nahezu mystische Nachinszenierung mit Laien, die im heutigen Albanien an Originalorten mögliche Begegnungen, Verhandlungen und Beziehungen zwischen agierenden Männern in ihrem absurden Hierarchiesystem spielen. Die Montage verschränkt all das zu einem ungewöhnlichen Dokumentarfilm: NEVERLAND. Ein ungeschliffener Hybrid, getragen von ambitioniertem Gestaltungswillen. Erald Dika traut sich die filmische Genregrenzen zu überschreiten. Wir glauben, dass er daraus in seinen künftigen Filmen eine individuelle Handschrift entwickeln wird.“
NEVERLAND
Geschichten einer Gruppe von Freund·innen erzählen vom turbulenten Jahr 1997 in ihrer Heimat Albanien. Neue dokumentarische Elemente und Archivmaterial werden mit inszenierten Szenen verwoben und zeichnen ein Bild jener Generation vor, während und nach den Ereignissen, die ihr Leben geprägt haben. Der Blick hinter das reine Tagesgeschehen erlaubt einen intimen und tiefgründigen Zugang zu den Erlebnissen der Protagonist·innen. Die semidokumentarischen Töne lassen die erzählten Geschehnisse in unserer heutigen Zeit erneut greifbar machen.
Hochschule: ZeLIG-Schule für Dokumentarfilm, Fernsehen und Neue Medien Bozen
Filmkategorie: Dokumentarfilm
Länge: 80 Minuten
Drehformat(e): HD
Stab
Regie Erald Dika
Buch Erald Niko, Vladimir Doda
Kamera Simone Endrizzi
Schnitt Erald Dika
Musik Kërkim
Ton Gabriella Cosmo
Animation Simone Endrizzi, Al Grameno
Protagonist·in Ervin Doda, Dionis Marku, Mateo Çili, Vladimir Doda, Ismet Zusi, Eliten Biba, Robert Doda, Emanuel Gjoka
Geboren in Bayern. Filmstudium in Berlin und an der Hochschule für Fernsehen und Film München. AUTOMOTIVE ist sein Abschlussfilm und wurde 2020 für den FIRST STEPS Award nominiert.
Filmografie
Regie:
2020 AUTOMOTIVE (Dokumentarfilm, 79′)
2018 TRACKERS (Hybrid, 24′)
2017 TARA (Spielfilm, 30′)
2014 HINTERWELTEN (Dokumentarfilm, 45′)
Stand: 27.07.2020
Jurybegründung zur Nominierung:
„In AUTOMOTIVE unterwandert Jonas Heldt das neoliberale System eines industriellen Großkonzerns – mit einer außergewöhnlichen Mischung aus seismografischem Feingefühl, kritischem Blick und präzisem Humor.“
AUTOMOTIVE
Welchen Wert hat Arbeit in Zeiten der digitalen Revolution? Sedanur Koca (20) ist Leiharbeiterin im Güterverteilungszentrum von Audi. Jede Nacht sortiert sie am Fließband Autoteile für die Roboter. Sie ist stolz auf ihre Arbeit und träumt davon, eines Tages einen eigenen Mercedes zu fahren. Doch jeden Monat werden neue Technologien eingeführt, die menschliche Arbeit zunehmend überflüssig machen. Während der Dieselkrise verliert Sedanur als eine der ersten ihren Job. Eva Heppel (33) fährt mit dem Fahrrad durch Amsterdam. Sie ist als Headhunterin für Audi auf der Suche nach Expert·innen zur Automatisierung von Arbeit in der Logistik. Wenn ihr Job eines Tages durch Algorithmen digitalisiert wird, lebt sie – so ihre Vorstellung – mit ihrer Freundin in der Karibik und muss nicht mehr arbeiten. Sedanur und Eva sind zwei ungleiche Vertreterinnen dieser Arbeitsstrukturen und dennoch haben sie mehr gemeinsam, als auf den ersten Blick zu erkennen ist.
Hochschule: Hochschule für Fernsehen und Film München
Filmkategorie: Dokumentarfilm
Länge: 79 Minuten
Drehformat(e): DCI 4k
Stab
Regie Jonas Heldt
Kamera Pius Neumaier, Stephan Rosche
Schnitt Frank Müller, Miriam Märk
Musik Philip Hutter
Tondesign Philip Hutter
Produzent·in Sabrina Kleder
Co-Produzent·in Edgar Reitz
Produktionsfirma NEOS Film
Geboren 1987 in Kaifeng, China. Von 2005 bis 2009 Bachelorstudium Neue Medien Kunst an der Beijing Film Academy. Von 2013 bis 2019 Diplomstudium Mediale Künste an der Kunsthochschule für Medien Köln. HALB TRAUM ist ihr Abschlussfilm und wurde 2020 für den FIRST STEPS Award nominiert.
Filmografie
Regie:
2019 HALB TRAUM (Dokumentarfilm, 86′)
Stand: 27.07.2020
Jurybegründung zur Nominierung:
„Mit HALB TRAUM überprüft Dandan Liu einfühlsam ihre eigenen Hoffnungen anhand der Lebensentwürfe dreier Kunstabsolventinnen und Freundinnen, deren berührende Geschichten von einstigen Träumen und dem Verhältnis von Kunst und Gesellschaft in China zeugen.“
HALB TRAUM
Ein persönlicher Dokumentarfilm über drei chinesische Kunstabsolventinnen und ihren Traum, Kunst zu erschaffen. Zehn Jahre nach dem Abschluss sucht die Filmemacherin ihre ehemaligen Kommilitoninnen in China auf und konfrontiert sie mit der Vergangenheit, ihrem künstlerischen Schaffensdrang und ihrem heutigen Lebensentwurf. Es entsteht ein Bild ihrer Generation der Ein-Kind-Politik, die einer von wirtschaftlichen und sozialen Umbrüchen gebeutelten Gesellschaft ihre eigenen Lebensentwürfe entgegenzusetzen versucht.
Hochschule: Kunsthochschule für Medien Köln
Filmkategorie: Dokumentarfilm
Länge: 86 Minuten
Drehformat(e): HD
Stab
Regie Dandan Liu
Buch Dandan Liu
Kamera Dandan Liu, Mayc Eccher
Animation Xingguo Liu, Fang Du
Schnitt Dandan Liu
Tondesign Mayc Eccher
Geboren 1983 in München. Studium Schauspiel und Filmproduktion in Paris und New York. 2007 Umzug nach Berlin und Tätigkeit als Casterin, Regie- und Produktionsassistentin sowie Studium der Amerikanistik, Spanisch und Visuellen Anthropologie. 2016 Beginn Masterstudium an der Filmuniversität Babelsberg KONRAD WOLF. DISPLACED ist ihr Abschlussfilm und wurde 2020 für den FIRST STEPS Award nominiert.
Filmografie
Regie & Buch:
2021 LOVE TILL 120 (Dokumentarfilm, 90′) – in Entwicklung
2020 DISPLACED (Dokumentarfilm, 90′)
2020 CUBANÍA ENTRE BERLIN Y HAVANA (360°-Dokumentarfilm, 26′)
2018 DER BESUCH (Dokumentarfilm, 5′)
Regie & Buch & Produktion:
2015 RECOGNITION (Dokumentarfilm, 86′)
Stand: 27.07.2020
Jurybegründung zur Nominierung:
„Auf eine persönliche Reise begibt sich Sharon Ryba-Kahn in ihrem Film DISPLACED, der seine Stärke in einer dringlichen, obgleich unbehaglichen Konfrontation mit der Vergangenheit und den aktuellen und persönlichen Auswirkungen der Schoah findet.“
DISPLACED
Sharons Beziehung zu Deutschland war schon immer problematisch. Als ihr Vater nach sieben Jahren erstmals wieder Kontakt aufnimmt, begibt sich die jüdische Filmemacherin auf eine persönliche Reise, um die familiären Auswirkungen der Schoah zu verstehen. Dabei führt sie die Vergangenheit der Familie immer wieder in ihr eigenes Leben zurück und beginnt so, nach und nach auch ihre nichtjüdische Umgebung in Deutschland zu konfrontieren.
Hochschule: Filmuniversität Babelsberg KONRAD WOLF
Filmkategorie: Dokumentarfilm
Länge: 90 Minuten
Drehformat(e): XAVC Intra
TV-Erstausstrahlung: ZDF
Stab
Regie Sharon Ryba-Kahn
Buch Sharon Ryba-Kahn
Kamera Omri Aloni
Schnitt Evelyn Rack
Musik Dascha Dauenhauer
Tondesign Paul Glodek
Protagonist·in Sharon Ryba-Kahn
Redaktion Jörg Schneider (ZDF – das kleine Fernsehspiel)
Produzent·in Alex Tondowski
Geboren 1990 in Wien. Studium der Slawistik an der Universität Wien sowie Regiestudium an der Filmakademie Wien. JETZT ODER MORGEN ist ihr Abschlussfilm und wurde 2020 für den FIRST STEPS Award nominiert.
Filmografie
Regie:
2020 JETZT ODER MORGEN (Dokumentarfilm, 89′)
2014 SITZFLEISCH (Dokumentarfilm, 79′)
2013 TANZEN ÜBEN (Dokumentarfilm, 5′)
2012 TWINNI ODER SO (Kurzspielfilm, 12′)
2011 DIE UND DER VON DA UND DORT (Dokumentarfilm, 7′)
2010 KOMMT EIN SONNENSTRAHL IN DIE TIEFKÜHLABTEILUNG UND WEICHT ALLES AUF (Kurzspielfilm, 8′)
Stand: 27.07.2020
Jurybegründung zur Nominierung:
„Lisa Weber begleitet in JETZT ODER MORGEN eine arbeitslose Familie in Wien über drei Jahre hinweg und legt mit ihrem würdevollen ethnografischen Gespür eine Zärtlichkeit frei, die in einem Milieu des Stillstands zunächst aussichtlos scheint.“
JETZT ODER MORGEN
Claudia war 14 Jahre alt, als sie schwanger wurde. Sie lebt mit ihrem Sohn, ihrem Bruder und ihrer Mutter in einer Wiener Gemeindebauwohnung. Nicht nur, dass sie alle keinen Job haben, was ihnen wirklich fehlt, ist eine Perspektive. Lisa Weber hat die Familie über drei Jahre begleitet. Abseits der üblichen Reality-TV-Klischees spürt sie dem nach, was passiert, wenn scheinbar nichts passiert. Und findet Menschen, die uns rühren, zum Lachen bringen und schockieren. Menschen, die mit Wenn und Aber leben, und uns einen Film lang daran teilhaben lassen.
Hochschule: Filmakademie Wien
Filmkategorie: Dokumentarfilm
Länge: 89 Minuten
Drehformat(e): Sony F55
TV-Erstausstrahlung: ORF
Stab
Regie Lisa Weber
Kamera Carolina Steinbrecher
Schnitt Roland Stöttinger
Tondesign Lenja Gathmann
Produzent·in Rudi Takacs
Über Nominierung und Auszeichnung in der Kategorie Dokumentarfilm hat die Dokumentarfilmjury, bestehend aus Regisseurin Alice Agneskirchner, Journalistin Petra Gute, Filmmusiker John Gürtler, Produzent Martin Heisler und Bildgestalter Yunus Roy Imer, entschieden.