Lea Najjar
© Jana Legler · FIRST STEPS Award 2022

Geboren 1994 in Wien, wuchs Lea Najjar in Beirut auf. Sie machte ihren Abschluss an der City International School in Beirut und absolvierte ihr Erststudium an der American University of Beirut. Noch während der Schulzeit machte sie Fotoessays für die libanesische Zeitung „Al Akhbar„. Ihr erster Kurzfilm MADAMA BUTTERFLY, ein Puppenfilm über eine explosive Opernaufführung, wurde international auf mehr als 70 Festivals gezeigt. 2021 diplomierte sie in Dokumentarfilmregie von der Filmakademie Baden-Württemberg. Mit ihrem Abschlussfilm KASH KASH – WITHOUT FEATHERS WE CAN’T LIVE gewinnt sie 2022 den FIRST STEPS Award und 2023 den Deutschen Dokumentarfilmpreis.

Filmografie

Regie:

2022 KASH KASH – WITHOUT FEATHERS WE CAN’T LIVE (Dokumentarfilm, 90′)
2021 SHIP OF FOOLS (Animierter Dokumentarfilm, 30′)
2018 22 CARAT LIEBE (Kurzspielfilm, 7′)
2018 HAPPY HOURS (Kurzspielfilm, 20′)
2017 IRIS (Architekturfilm, 7′)
2016 LET THERE BE LIGHT (Kurzspielfilm, 14′)
2014 MADAMA BUTTERFLY (Animationsfilm, 4′)

Drehbuch:

2015 SARA THE DANCER (Kurzspielfilm, 12′)

Stand: 15.08.2022

Jurybegründung zum FIRST STEPS Award:

Zweimal die Woche steigen über den belebten Straßen und Buchten von Beirut Taubenschwärme auf, angetrieben von Taubenzüchtern, dem uralten Ritual von ‚Kash Hamam‘ folgend – einem mythischen Glücksspiel, in dem Männer Kämpfe am Himmel austragen. KASH KASH – WITHOUT FEATHERS WE CAN’T LIVE entführt uns in eine Männerdomäne. Sie sehen keine Zukunft im erodierenden Libanon, das Zerfressen ist von Korruption, der wachsenden Inflation, und zerrieben von religiösen Spannungen. Sie entfliehen auf die Dächer ihrer Häuser zu ihren Tauben. Eine Metapher und ein berührender Film. Lea Najjar ist mit dabei, ohne zu stören – mit einfühlsamen Gesprächen, einer genau zuschauenden Kamera und einer Montage, die die unterschiedlichen Protagonisten und filmischen Ebenen stimmig zusammenfügt. Der Film entwickelt eine spielerische Leichtigkeit, wie die Taubenschwärme, hoch über Beirut.

KASH KASH – WITHOUT FEATHERS WE CAN’T LIVE

Die Regisseurin Lea Najjar erzählt: „Meine Heimatstadt Beirut ist von einer korrupten, politischen Elite, Protesten gegen die Regierung und einer der größten Explosionen des 21. Jahrhunderts zerrissen. Doch über den Dächern der Stadt habe ich einen unerwarteten Hoffnungsträger entdeckt: das Tauben-Glücksspiel ‚Kash Hamam‘. Zweimal täglich bevölkert sich der Himmel. In der ganzen Stadt fliegen Schwärme aus ihren Käfigen. Ihr Flug folgt der Choreografie einer uralten Tradition. Jeder Spieler hält seinen eigenen Schwarm und lässt ihn über seinem Haus kreisen, mit der Chance, die Tauben der Nachbarn auf sein Dach zu locken und somit seinen Schwarm zu erweitern. In der utopischen Zeit des jüngsten Zerfalls des Libanon begeben wir uns auf eine Reise von Dach zu Dach. Der Film beobachtet eine Stadt im Umsturz aus der Perspektive von drei Taubenspielern und einem Mädchen, das darum kämpft, ihre eigenen Vögel freizulassen“.

Ausbildungsstätte: Filmakademie Baden-Württemberg
Produktion: FFL Film- und Fernseh-Labor Ludwigsburg GmbH & Co. KG, Filmakademie Baden-Württemberg
Filmkategorie: Dokumentarfilm
Länge: 90 Minuten

Stab

Produzent:in Matthias Drescher
Regie Lea Najjar
Kamera Jonas Schneider
Schnitt
Tobias Wilhelmer
Tongestaltung Frederic Hellmann (Sound Design), Daniel Kling (Mischung) Musik Farah Kaddour, Samah Boulmona
Redaktion Marcus Vetter (SWR)

Rebana Liz John
© Jana Legler · FIRST STEPS Award 2022

Rebana Liz John (1986) ist eine indische Künstlerin und Filmemacherin, die in Mumbai aufgewachsen ist. Während ihres Studiums an der Srishti School of Art, Design & Technology in Bangalore, Indien (2004-2008), wurde das Filmemachen zu ihrem wichtigsten Medium. Sie arbeitete in vielen Jobs, assistierte Künstler:innen und Filmemacher:innen, leitete schließlich das Videoteam und drehte Gesundheitsinformations-Videos für ein soziales Unternehmen. Parallel dazu hielt sie ihre künstlerische Praxis am Leben. Kürzlich schloss sie den Postgraduierten Studiengang Film/ Medienkunst an der Kunsthochschule für Medien Köln (KHM) ab, wo sie ihre dokumentarische Praxis verfeinerte und dabei bestehende Ansätze und Formate neu definierte. Ihr Interesse gilt dem nicht-fiktionalen Erzählen und der sich wandelnden Position einer Künstler:in/Filmemacher:in. Ihre Arbeitsweise ist das Experimentieren mit Dokumentarfilmen, Kunst im öffentlichen Raum, Animation und Schreiben. 2022 wird sie mit ihrem Abschlussfilm LADIES ONLY für den FIRST STEPS Award nominiert.

Filmografie

Regie & Kamera & Schnitt:

2021 LADIES ONLY (Dokumentarfilm, 79′)
2018 SHIPS OUTSIDE MY WINDOW (Dokumentarfilm, 28′)
2017 PASTS/PATHS (Kunstfilm, 8′)

Regie & Schnitt:

2008 ECHOES (Experimentalfilm, 10′)
2008 LAMENTATIOS (Experimentalfilm, 10′)
2007 THE FORTUNATE SON (Kurzspielfilm, 10′)</p

Kamera:

2011 INSIGHT. Regie: Radhamohini Prasad (Dokumentarfilm, 45′)
2008 MAACHIS KO SINKA. Regie: Radhamohini Prasad (Dokumentarfilm, 10′)

Stand: 15.08.2022

Jurybegründung zur Nominierung:

Überfüllte Züge, Menschen dicht an dicht. Ein Bild, das wir von indischen Zügen meinen zu kennen. Diesmal ist es anders. In den nur für Frauen eingerichteten Abteilen ist ein kleines Filmteam unterwegs und so lernen wir in komponierten Schwarz-Weiß-Bildern ganz unterschiedliche Frauen kennen. Studentinnen, Bäuerinnen, Straßenverkäuferinnen, Frauen mit Familie und vielen Kinder, Frauen ohne Familie, Frauen mit Universitäts-Ausbildung, Frauen mit nur 4 Jahren Schulausbildung. Sie erzählen uns von ihrem Leben, ihren Hoffnungen und Träumen. LADIES ONLY von Rebana Liz John lässt uns mitfühlen, mit den vielen Frauen, die ihren Platz in einer patriarchal organisierten Gesellschaft erkämpfen müssen und wollen. Ein Film der Hoffnung macht, dass irgendwann Männer und Frauen gemeinsam im Zug sitzen werden, nach Mumbai.

LADIES ONLY

„Was macht Sie wütend?“, fragt die Filmemacherin. Ein kleines Filmteam begibt sich in die Damenabteile der Nahverkehrszüge in Mumbai. Zufällige Begegnungen und Bekannte werden eingeladen, ihre Meinungen, ihre Bekenntnisse und ihre Geschichten in einem „öffentlichen“ Raum zu offenbaren. Das Licht auf den Gesichtern, die Figuren im Hintergrund, die Fahrgeräusche des Zuges und die Interaktionen zwischen den Reisenden machen den Raum lebendig. Schwarz-Weiß-Bilder destillieren die Essenz des Raums. Ein poetischer Rhythmus führt uns durch Mumbai und seine Mischung aus Kulturen, Sprachen und Gesichtern. Er gibt Einblicke in die Sichtweise und Lebensgestaltung indischer Stadtfrauen. Durch eine feministische Linse erforscht die Filmemacherin, was Ambitionen und Freiheiten für Frauen in einer hyperindustriellen, wohlstandsgesteuerten und komplexen Welt bedeuten.

Ausbildungsstätte: Kunsthochschule für Medien Köln
Produktion: Kunsthochschule für Medien Köln, Camera Mischief Films
Filmkategorie: Dokumentarfilm
Länge: 79 Minuten
Drehformate: HD, 2K

Stab

Regie Rebana Liz John
Kamera Milann Tress John
Schnitt Rebana Liz John
VFX/Animation Max Rüngeler
Tongestaltung Tim Elzer (Ton Mischung und Design), Ankita Purkayastha (O-Ton), Navya Sah (O-Ton) Musik Daniel Manrique Smitt, Nico Stallmann, Lucas Pizzini

Jakob Krese
© Jana Legler · FIRST STEPS Award 2022

Jakob Krese wuchs zwischen dem ehemaligen Jugoslawien und Deutschland auf. Er studierte Cinematography und Regie an der Filmuniversität Babelsberg KONRAD WOLF, an der Universität der Künste in Havanna, Kuba und der Akademie der darstellenden Künste in Sarajevo, Bosnien. Er ist Autor von Featureproduktionen für das öffentlich-rechtliche Radio (WDR, SWR, Radio Bremen, DRS, ORF, NDR). Seit 2018 arbeitet er hauptberuflich als Cinematographer, Regisseur, Autor und Produzent von kreativen Dokumentarfilmen. Er ist Co-Autor und Produzent des Projektes THE OTHER SIDE OF THE RIVER, das den Gucci Tribeca Development Fund erhalten hat und seine Weltpremiere auf dem CPH:DOX in Kopenhagen feierte. Sein Kurzfilm KEIN ENDE (2018) lief im Deutschen Wettbewerb von DOK Leipzig. Sein Kurzfilm LA ESPERA (2020) feierte seine Premiere auf dem IFFR Rotterdam und hatte eine erfolgreiche international Festivalauswertung (Asiana, DocAviv, Short Film Corner Cannes, GIFF, Busan). Er gewann den deutschen Wettbewerb des Kurzfilmfestivals Hamburg. Jakob ist Mitbegründer der Produktionsfirma Majmun Films. Sein erster abendfüllender Dokumentarfilm WHAT REMAINS ON THE WAY / LO QUE QUEDA EN EL CAMINO ist momentan auf erfolgreicher Festivaltour, ist nominiert für den deutschen Kamerapreis, kommt Ende des Jahres in die Nordamerikanischen Kinos und ist 2022 für den FIRST STEPS Award nominiert. Sein neuester Kurzfilm PRIMER PAQUETE PARA HONDURAS feiert seine Weltpremiere im Kurzfilmwettbewerb von Visions du Réel.

Filmografie

Regie:

2022 PRIMER PAQUETE PARA HONDURAS (Dokumentarfilm, 23′)
2021 WHAT REMAINS ON THE WAY / LO QUE QUEDA EN EL CAMINO. zus. m. Danilo do Carmo (Dokumentarfilm, 93′)
2021 BALKONIEN. Co-Regie: Pedro Martin (Dokumentarfilm, 23′)
2020 LA ESPERA. Co-Regie: Danilo do Carmo (Dokumentarfilm, 15′)
2018 KEIN ENDE (Dokumentarfilm, 6′)

Produktion:

2021 THE OTHER SIDE OF THE RIVER. Regie: Antonia Kilian (Dokumentarfilm, 87′)

Stand: 15.08.2022

Jurybegründung zur Nominierung:

In LO QUE QUEDA EN EL CAMINO begibt sich Lilian mit ihren 4 Kindern in einer Karawane auf einen langen Weg von Guatemala nach Mexiko, mit dem Ziel in die USA zu gelangen. Es ist beeindruckend, wie unmerklich Jakob Krese sie auf diesem widrigen Weg begleitet und auch an hektischen und engen Orten, wie den überfüllten Ladeflächen der Lastwagen oder den Zügen, auf die die Karawane der Hilfesuchenden aufspringt, stets eine Einstellung findet, die einen Teil dieser Reise und der Familie werden lässt. Wir sind so mittendrin und spüren zu jedem ihrer vier Kinder und Lilian selbst eine große Nähe.

WHAT REMAINS ON THE WAY / LO QUE QUEDA EN EL CAMINO

WHAT REMAINS ON THE WAY / LO QUE QUEDA EN EL CAMINO erzählt die Geschichte von Lilian und ihren vier Kindern, die auf der Suche nach einem besseren Leben emigrieren. Die Familie verlässt Guatemala und schließt sich einer Karawane tausender anderer Menschen an, die versuchen, die Grenze Mexikos zu den USA zu erreichen. Als alleinerziehende Mutter ist die Reise in der Gruppe Lilians beste Chance, die gefährliche Route zu bewältigen.

Ausbildungsstätte: Filmuniversität Babelsberg KONRAD WOLF
Produktion: Majmun Films (DE) / Olhar Atravez (BRA)
Filmkategorie: Dokumentarfilm
Länge: 93 Minuten
Drehformate: 2K 1:1.85

Stab

Produzent:in Annika Mayer
Regie Jakob Krese
Co-Regie Danilo do Carmo
Kamera Arne Büttner, Danilo do Carmo
Schnitt Sofia Machado
Tongestaltung Ruben Valdes (Sounddesign)

Über die Nominierungen in der Kategorie Dokumentarfilm hat die Dokumentarfilmjury, bestehend aus Alice Agneskirchner, Eva Maschke, Anja Pohl und Jakob Weydemann entschieden.