Kálmán Nagy
© Jana Legler · FIRST STEPS Award 2022

Kálmán Nagy wurde 1992 in einer kleinen Stadt in Ungarn geboren und ist dort aufgewachsen. Vor seinem Studienbeginn schrieb und realisierte er 13 Kurzfilme. Seit 2012 lebt er in Wien und begann 2016 sein Studium an der Filmakademie Wien. Sein Bachelorstudium schloss er 2021 in der Regieklasse bei Michael Haneke ab. Sein Kurzfilm OLYAN DOLGOK – THINGS LIKE lief auf vielen internationalen Filmfestivals. Derzeit entwickelt er das Drehbuch für seinen ersten abendfüllenden Spielfilm. Mit seinem Abschlussfilm DAS ANDERE ENDE DER STRASSE / AZ UTCA MÁSIK VÉGE gewinnt er 2022 den FIRST STEPS Award.

Filmografie

Regie (Auswahl):

2022 DAS ANDERE ENDE DER STRASSE / AZ UTCA MÁSIK VÉGE (Kurzspielfilm, 22’)
2020 OLYAN DOLGOK – THINGS LIKE (Kurzspielfilm, 25’)
2019 ELIAS (Kurzspielfilm, 13’)
2018 SERIALISIERUNG (Kurzspielfilm, 9’)
2017 WANDERTRIEB (Kurzdokumentarfilm, 12’)
2016 LOKAL EUROPA (Kurzspielfilm, 13’)
2016 ZITTERBALKEN (Kurzspielfilm, 8’)

Stand: 15.08.2022

Jurybegründung zum FIRST STEPS Award:

In einem ungarischen Dorf wird der junge Ábel von seinem Klassenkameraden Bence drangsaliert. Ein blauer Fleck am Arm bricht sein Schweigen und bewegt seinen Vater dazu, den Konflikt verantwortungsbewusst mit der anderen Familie klären zu wollen. Doch nach und nach entfaltet sich eine Erzählung, die sich der Frage nach der wirklich wahren Geschichte stellt und die Grenzen zwischen Kindsein und väterlicher Vorbildfunktion aufbricht. Mit DAS ANDERE ENDE DER STRASSE gelingt Kálmán Nagy eine feine, millimetergenaue Umsetzung eines Väter-Söhne-Konfliktes, die uns durch ihren dramaturgischen Bogen emotional mitreißt und überrascht. Mit bewusst auszuhaltenden Einstellungen und wenigen Schnitten ermöglicht uns der Film der Rollenverschiebung zwischen den Figuren nachzuspüren. Brillant weiß der Regisseur, nicht nur die Blicke seiner Figuren, sondern auch die unseren zu führen und dadurch eine eindrucksvolle Spannung bis zum Ende zu erzeugen. Eine wahrhaft dreidimensionale Inszenierung, die die Gefühle jeder einzelnen Figur freilegt und uns diese in ihrem Dilemma zwischen Verantwortung und Gewalt wertfrei erleben lässt.

DAS ANDERE ENDE DER STRASSE / AZ UTCA MÁSIK VÉGE

Als der 9-jährige Ábel von seinem Mitschüler Bence in der Schule angegriffen wird, beschließt sein Vater die Eltern von Bence aufzusuchen, um den ständigen Belästigungen ein Ende zu setzen. Das Gespräch läuft aber nicht wie erhofft und stellt Vater und Sohn vor ein moralisches Dilemma.

Ausbildungsstätte: Filmakademie Wien
Produktion: Filmakademie Wien
Filmkategorie: Kurzspielfilm
Länge: 22 Minuten
Drehformate: Arri ALEXA Mini; 2K

Stab

Produzent:innen Alisa Frischholz, Zsolt Nagy
Regie Kálmán Nagy
Drehbuch Kálmán Nagy
Kamera Manuel Prett
Schnitt Sarah Kucera
Szenenbild Noémi Borcsányi-Andits
Kostümbild Anna Prischl
Maskenbild Réka Wolf
Tongestaltung Jakob Mäsel (O-Ton: Cristi Iorga, Jakob Mäsel, Mischung: Lorenz Fischer)
Darsteller:innen Zsolt Nagy (Tamás), Ágoston Sáfrány (Ábel), Gáspár Téri (Imre), Jeanne Katalin Lipták (Kati)

Christoph Büttner
© Jana Legler · FIRST STEPS Award 2022

Geboren im Jahr 1986 in Frankfurt (Oder), ahnte Christoph lange nichts von seiner künstlerischen Karriere. Erst Techniker der Deutschen Telekom, dann studierter Medientechniker, dann Call Center Agent und schließlich Animator für Computerspiele. Die Filmuniversität Babelsberg KONRAD WOLF war 2015 seine Rettung. Dort vertiefte er sich in die Nebenströme filmischen Schaffens. Sechs Jahre und zwei Kinder später stieg er aus dem Animationskerker und atmete auf: Sein erster Film war fertig! Dieser veranschaulicht das besondere Interesse des Regisseurs, analoge Stile mit digitalen Mitteln glaubwürdig umzusetzen. Mit seinem Abschlussfilm IN SEINER GNADE wird er 2022 für den FIRST STEPS Award nominiert.

Filmografie

Regie:

2022 IN SEINER GNADE (Animationsfilm, 12′)

Stand: 15.08.2022

Jurybegründung zur Nominierung:

Mit seinem Abschlussfilm wirft Christoph Büttner einen schonungslosen Blick auf das Innenleben eines Verurteilten. IN SEINER GNADE ist ein düsteres Warten auf die Todesstunde, das für einen Moment der Fantasie zwischen Furcht und Erlösung wankt. Das eindrucksvolle Zusammenspiel von Animation, Dramaturgie und Tongestaltung schafft eine beengende Stimmung, die einem wahrlich den Atem raubt.

IN SEINER GNADE

Eines Abends verkündet der Gefängnisdirektor dem von zahllosen Verhören erschöpften Verurteilten die Hinrichtung für den nächsten Tag. Das Wunder um Mitternacht: die Zellentür öffnet sich! Beherzt begibt sich der Verurteilte auf eine Irrfahrt in die Freiheit. Es ist ein Höllenritt, der ihn hin und her wirft zwischen der Furcht entdeckt zu werden, der Hoffnung auf Erlösung und dem Wahnsinn seines gemarterten Geistes.

Ausbildungsstätte: Filmuniversität Babelsberg KONRAD WOLF
Produktion: Filmuniversität Babelsberg KONRAD WOLF
Filmkategorie: Animationsfilm
Länge: 12 Minuten
Drehformat(e): 1998×1080; 3996×2160

Stab

Regie Christoph Büttner
Drehbuch Christoph Büttner
Schnitt Christoph Büttner
Tongestaltung Lambert P. S. Regel (Sound Design, ADR, Mischung, Foley-Aufnahme)
Musik Louis Brückner, Marlon A. Math
Darsteller:innen Alfred Behrens (Gefängnisdirektor), Karl Seibt (Verurteilter)

Raphael Behraz Ghobadloo
© Jana Legler · FIRST STEPS Award 2022

Raphael Behraz Ghobadloo wurde als Sohn eines iranischen Vaters und einer deutschen Mutter in Berlin geboren. Schon früh fühlte er sich zwischen den Kulturen verloren und versuchte seine eigene Antwort auf Identität zu finden. Einen Großteil seiner Kindheit verbrachte er als Schauspieler vor der Kamera. Kurz nach seinem Abitur entschied er sich für eine Karriere hinter der Kamera und begann in diversen Departments an professionellen Sets zu arbeiten, bis er sich schließlich dafür entschied, Regie an der Filmakademie Baden-Württemberg zu studieren. Während seins Studiums kam ihm seine Vergangenheit als Schauspieler sehr zugute und er fokussierte sich auf die Inszenierung von Schauspieler:innen. Seit seinem Abschluss 2021 spezialisierte er sich auf fiktionale Projekte mit einem klaren Fokus auf das Thema Migration und Herkunft. Nebenbei coached er Schauspieler:innen mit Migrationshintergrund. Mit seinem Abschlussfilm ALLES AUF GERMANIA wird er 2022 für den FIRST STEPS Award nominiert.

Filmografie

Regie:

2022 ALLES AUF GERMANIA (Kurzspielfilm, 22′)
2019 S.O.S. (Werbefilm, 1′)
2019 FIGHT YOUR DEMON (Werbefilm, 1′)
2018 THE LAST WISH (Werbefilm, 1′)
2017 CHAINED (Spielfilm, 38′)
2016 HEIßE LUFT (Kurzspielfilm, 15′)

Stand: 15.08.2022

Jurybegründung zur Nominierung:

In ALLES AUF GERMANIA stehen wir nicht nur räumlich zwischen den Stühlen einer Dorfkneipe: Raphael Behraz Ghobadloo spielt gekonnt mit den Erwartungen und Vorurteilen seines Publikums. Show, don’t tell: Seine subtile Interpretation der Toleranzdebatte ermöglicht eine Haltung zu den Figuren, ohne dabei mit einem moralischen Kompass vorwegzugreifen.

ALLES AUF GERMANIA

Meysam reißt die Tür einer brandenburgischen Dorfkneipe auf und stolpert hinein. Alle Blicke richten sich auf den fremden Ausländer im auffällig roten Hoodie. Um nicht direkt wieder auf der Straße zu landen, lockt er den mürrischen Wirt und seine beiden Stammgäste mit einer manipulierten Fußballwette. Die Aussicht aufs schnelle Geld lässt das anfängliche Misstrauen und die Vorurteile schnell verfliegen. So kommt es, dass die vier gemeinsam setzen, doch Meysam hat an diesem Abend weitaus mehr zu verlieren als nur Geld.

Ausbildungsstätte: Filmakademie Baden-Württemberg
Produktion: Filmakademie Baden-Württemberg, Atropos Film GmbH
Filmkategorie: Kurzspielfilm
Länge: 22 Minuten
Drehformate: Arri Alexa Mini LF, 4,5K

Stab

Produzent:innen Hannes Höhn, Betty Severin, Victoria Anders
Regie Raphael Behraz Ghobadloo
Drehbuch Raphael Behraz Ghobadloo
Kamera Adrian Langenbach
Schnitt Gürcan Cansever
Szenenbild Ruben Steingrüber
Kostümbild Teresa Grosser
Maskenbild Heidi Wick
Tongestaltung Eva Peracova (O-Ton), Moritz Drath (Sound Design), Fabian Klein (Mischung)
Musik J i N
Darsteller:innen Omid Memar (Meysam „Sami“), André Hennicke (Dieter)

Über die Nominierungen in der Kategorie Kurz- und Animationsfilm hat die Spielfilmjury, bestehend aus Jonas Dornbach, Yoshi Heimrath, Robert Hofmann, Randa Chahoud und Lorna Ishema entschieden.