Mathis van den Berg
© Daniel Seiffert

Mathis van den Berg wurde 1995 im Ruhrgebiet geboren und wuchs am Bodensee auf. Von 2015 bis 2018 absolvierte er als Stipendiat der Studienstiftung des deutschen Volkes sein Bachelor-Studium in „Theatre and Film“ an der University of Bristol, das er als Jahrgangsbester abschloss. Von 2019 bis zu seinem Abschluss 2022 studierte er Drehbuch an der Filmakademie Baden-Württemberg. Als Schauspieler, Regisseur, Dramaturg und Autor hat er an studentischen Filmproduktionen in Großbritannien und Deutschland mitgewirkt. 2020 schrieb er das Drehbuch für den Kurzfilm EIN KLEINER SCHNITT in Koproduktion mit SWR/ARTE, der es u.a. 2021 auf die Shortlist für die Studierenden-BAFTAs schaffte. Zu anderen Kurzfilm-Projekten als Autor zählt BORZAYA, der 2022 auf die Shortlist für die Student Academy Awards kam. Aktuell arbeitet er als Co-Autor an dem Langfilm-Debut des Student-Oscar-Gewinners Murad Abu Eisheh. Für sein Abschluss-Drehbuch DIE SCHLACHTEN DER MADAME KAULLA ist er 2023 für den FIRST STEPS Drehbuchpreis nominiert.

Filmografie

Drehbuch:

2023 SALIM (AT) (Spielfilm, 110′) – unverfilmt
2022 DIE SCHLACHTEN DER MADAME KAULLA (Spielfilm, 185′) – unverfilmt
2022 KROCKETPARTIE. Regie: Stella Marie Markert (Kurzspielfilm, 20′) – verfilmt
2021 BORZAYA. Regie: Simon Schneckenburger (Kurzspielfilm, 20′) – verfilmt.
2020 EIN KLEINER SCHNITT. Regie: Marleen Valien (Kurzspielfilm, 8‘) – verfilmt

Stand: 22.08.2023

Jurybegründung zum FIRST STEPS Award:

„Wenn man uns um einen Tipp gebeten hätte, worauf man beim Drehbuchschreiben achten sollte, hätten wir wohl gesagt: „Such dir eine einfache, berührende Geschichte, eine Protagonistin mit einem klaren Ziel und bleib sparsam in den Mitteln, nicht zu viele Figuren und Schauplätze. Das verwirrt nur. Und ach ja, halte dein Buch so kurz wie es nur geht…“
Mit diesen Ratschlägen wären wir beim diesjährigen Gewinner voll gegen die Wand gefahren.
Auf sage und schreibe 183 atemberaubenden Seiten werden wir in eine selten gezeigte historische Epoche ins Württembergische Herzogtum von Friedrich II. geführt. Mit einer beeindruckenden Genauigkeit und lyrischen Kraft wird uns das Treiben am napoleonischen Hof ebenso plastisch vor Augen geführt, wie das grassierende Elend im jüdischen Ghetto von Hechingen. Gebannt folgen wir der Heldin und können uns der Sogkraft der Geschichte kaum entziehen.
Das Leben von Karoline Kaulla entblättert sich in einem epischen Erzählbogen. Als erste Armeelieferantin, Bankerin und Jüdin führt sie ihr Familienunternehmen mutig und geschickt durch die Wirrungen des deutsch-französischen Kriegs – allen antisemitischen und frauenfeindlichen Anfeindungen zum Trotz. Dabei setzt Mathis van den Berg seine einprägsamen und psychologisch fundierten Figuren mitreißend in Szene.

DIE SCHLACHTEN DER MADAME KAULLA

1799 ist eine jüdische Frau als Unternehmerin so erfolgreich und bekannt, dass ihre Brüder und Söhne ihren früheren Spitznamen „Kaulla“ als Nachnamen angenommen haben. Aber trotz ihres Reichtums ist Madame Kaulla – genau wie alle anderen deutschen Jüdinnen und Juden ihrer Zeit – eine Staatenlose. Als sie ihren langjährigen Schutzherren im süddeutschen Hechingen zu verlieren droht, muss sie sich um ein Aufenthaltsrecht im benachbarten, antisemitischen Württemberg bemühen. Um sich beim dortigen Herzog beliebt zu machen, wird Kaulla dessen Armeelieferantin und Bankerin in den Kriegen gegen das post-revolutionäre Frankreich und geht dabei immer größere geschäftliche und persönliche Risiken ein. Im Spannungsfeld zwischen höfischer Gesellschaft und jüdischem Ghetto erkennt sie zunehmend, dass sie nicht nur für ihre eigenen Rechte, sondern auch für die jüdische Allgemeinheit kämpfen muss.

Ausbildungsstätte: Filmakademie Baden-Württemberg
Filmkategorie: Spielfilmdrehbuch
Länge: 185 Seiten

Sven Angene
Nominierter Sven Angene. Junge, männlich gelesene, weiße Person mit kurzen, braunen Haaren. Er trägt ein dunkelblaues Hemd.
© Daniel Seiffert

Sven Angene wächst in Franken auf. Nach dem Abitur studiert er in Berlin Kulturwissenschaft und erlangt einen Master of Arts. Der Wunsch, als Drehbuchautor zu arbeiten, führt ihn 2019 an die Filmuniversität, wo er sein Bachelorstudium mit dem Abschlussbuch DAS PROJEKT abschließt. Der von ihm verfasste Kurzfilm ALLES HAT EIN ENDE lief auf dem Achtung Berlin Festival 2022, sein Langfilmbuch DER ENGEL VON ITZENRATH war beim Sehsüchte Festival 2022 für den Drehbuchpreis nominiert. In seinen Stoffen setzt er sich mit den Folgen sozialer und ökonomischer Ungleichheit auseinander. In DAS PROJEKT verarbeitet er seine Jugend auf dem Dorf in Franken und wird mit dem Buch 2023 für den FIRST STEPS Drehbuchpreis nominiert.

Filmografie

Drehbuch:

2022 DAS PROJEKT (Spielfilm, 100′) – unverfilmt
2022 ALLES HAT EIN ENDE. Regie: Paul Scheufler (Kurzspielfilm, 15′) – verfilmt
2021 DER ENGEL VON ITZENRATH (Spielfilm, 90′) – unverfilmt

Drehbuch & Regie:

2022 IMMER WAS ZU TUN (Kurzspielfilm, 7′) – in Postproduktion

Stand: 22.08.2023

Jurybegründung zur Nominierung:

Harri hat sich zum Ziel gesetzt, aus seinem Sohn Johnny einen richtigen Mann zu machen. Einen Mann, wie er selbst gern einer geworden wäre. Dafür steht sinnbildlich das Projekt, einen Pavillon zu errichten. Doch Harri ist der kleinste Fisch im Teich und Johnny weigert sich, denselben Holzweg zu gehen, den sein Vater einst beschritt. Nachdem Harri einen folgenschweren Fehler begeht, kehrt Johnny das Machtgefüge um. DAS PROJEKT führt uns mit spitzer Feder in die Welt der Heimwerker und Skatrunden und offenbart den Leser:innen die Abgründe toxischer Männlichkeit. Der Autor Sven Angene überrascht mit einer wendungsreichen Geschichte und einer beeindruckenden Expertise.

DAS PROJEKT

Der Vollzeit-Heimwerker Harri will seinen Sohn Johnny mit strenger Hand zum Mann machen. Mit dem gemeinsamen Bau eines Pavillons will er Johnny in die Welt der Baumarkt-Helden im fränkischen Dorf einführen.
Doch ein Mord sprengt die erbauliche Fassade aus Classic Rock und Heldenschweiß. Als Johnny herausfindet, dass Harri im Streit den Liebhaber seiner Frau erschlagen hat, kippt die Hierarchie zwischen Vater und Sohn: Auch wenn Johnny zunächst zu seinem Vater hält, steht das Wissen über Harris Schuld nun zwischen den beiden – und Johnny wird es ausnutzen, um sich über seinen Vater zu stellen. Angestachelt von den anderen Männern des Dorfes ringen die beiden um die Macht in der Beziehung und geraten dabei in eine Spirale aus Gewalt und Demütigungen, aus der sie nicht mehr entkommen werden.

Ausbildungsstätte: Filmuniversität Babelsberg KONRAD WOLF
Filmkategorie: Spielfilmdrehbuch
Länge: 102 Seiten

Madeleine Hartung
Nominierte Madeleine Hartung. Junge, weiblich gelesene, weiße Person mit schulterlangen, dunkelbraunen Haaren. Sie trägt ein schwarzes T-Shirt.
© Daniel Seiffert

Madeleine Hartung (*1990) studierte Kulturwissenschaften an der FernUniversität in Hagen und schloss 2016 mit dem Bachelor of Arts ab. Es folgten zwei Jahre Berufspraxis in München, mitunter bei einem TV-Sender der Hubert Burda Media. Seit September 2018 studiert sie an der Filmakademie Baden-Württemberg Drehbuch und wird ihr Studium 2023 abschließen. Im Jahr 2022 gewann sie den Impuls-Preis der ARD Degeto. Im selben Jahr gewann der Kurzfilm LUCKYWON, für den sie das Drehbuch schrieb, den Baden-Württembergischen Filmpreis. Mit ihrem Abschluss-Drehbuch TONI ist sie 2023 für den FIRST STEPS Drehbuchpreis nominiert.

Filmografie

Drehbuch:

2023 TONI (Spielfilm, 90′) – unverfilmt
2023 JAQUELINE. Regie: Julia Schubeius (Spielfilm, 87′) – unverfilmt
2022 LUCKYWON. Regie: Julia Schubeius. (Kurzspielfilm, 30′) – verfilmt
2021 HALB SO WILD. Regie: Julia Schubeius (Kurzspielfilm, 18‘) – verfilmt
2020 LET’S FACE IT. Regie: Julia Schubeius (Kurzspielfilm, 9′) – verfilmt

Stand: 22.08.2023

Jurybegründung zur Nominierung:

Nach einer traumatischen Erfahrung des Kontrollverlustes hat die junge und titelgebende TONI sich auftrainiert, physisch sowie mental. Nie wieder will sie sich so machtlos fühlen wie in diesem dunklen Zimmer. Als sie sich Hals über Kopf in Anna verliebt, ist sie fasziniert von der bis vor Kurzem noch undenkbaren Nähe, die sich mühelos zwischen den Beiden aufbaut – und gerät auf spannungsgeladene Abwege. Madeleine Hartung führt ihre Leser:innen in diesem so einfühlsamen wie eindrücklichen Drehbuch gewandt und leichtfüßig durch faszinierende moralische Grauzonen und wirft dabei einen zutiefst empathischen Blick auf die Narben, die uns formen – egal, wie sorgfältig wir sie vor der Welt verstecken. Nie degradiert sie dabei ihre Figuren zu Abziehbildern, sondern taucht in authentische Tiefen.

TONI

Seit die 16-jährige Toni vergewaltigt wurde, fühlt sie sich in ihrem Körper nicht mehr wohl. Sie weiß nicht, wer sie sein will, wer sie sein kann, aber sie kann sicher keine Frau sein, denn Frauen passieren schlimme Dinge. Also hat Toni sich vom Großteil ihrer Weiblichkeit verabschiedet. Damit hat sie sich einen Status quo geschaffen, der erträglich ist. Es ist ein fragiles Konstrukt und Toni versucht, Erschütterungen aller Art zu vermeiden. Doch dann lernt sie Anna kennen, die so merkwürdig wie aufregend ist. Zwischen den beiden entspinnt sich eine Beziehung, in deren Verlauf Anna mal Support, meistens aber Provokation ist. Letztendlich muss Toni erkennen, dass Anna nicht die Lösung ist. Dass sich manches ihrer Kontrolle entzieht. Und dass sie sich nur wieder gut, zuhause und sicher fühlen kann, wenn sie die Auseinandersetzung wagt: mit dem Erlebten, mit dem Täter, mit sich selbst.

Ausbildungsstätte: Filmakademie Baden-Württemberg
Filmkategorie: Spielfilmdrehbuch
Länge: 94 Seiten

Über die Nominierungen in der Kategorie Drehbuch hat die Drehbuchjury, bestehend aus Daphne Ferraro, Toks Körner und Irene von Alberti entschieden.