Tim Ellrich · Hien Mai
@ Fabian Raabe · FIRST STEPS Award 2021

Tim Ellrich

Geboren 1989 in Osnabrück. Jugendjahre als Mitarbeiter im Cinema Arthouse verbracht. Von 2011 bis 2014 Studium Philosophie und Theater-, Film- und Medienwissenchaften in Wien. 2012 gründete er die Produktionsfirma CORONADO FILM. Seit 2014 Diplomstudium Szenische Regie an der Filmakademie Baden-Württemberg. 2016 gewann er mit DIE BADEWANNE den Jurypreis des Kurzfilmfestivals in Clermont-Ferrand. Sein erster Dokumentarfilm MEIN VIETNAM in Co-Regie mit Hien Mai feiert Weltpremiere auf dem Hot Docs Documentary Film Festival und gewinnt den FIRST STEPS Award 2021.

Filmografie

Regie & Buch:

2020 MEIN VIETNAM. Co-Regie: Hien Mai (Dokumentarfilm 70’)
2019 QUIET ZONE (Kurzspielfilm 25’)
2017 SARA THE DANCER (Kurzexperimentalfilm 12’)
2016 DIE BADEWANNE (Kurzspielfilm 13’)
2016 AM FENSTER (Kurzspielfilm 11’)
2014 DIE AUSGESTOSSENEN (Kurzspielfilm 5’)
2013 SCHLEIERHAFT (Kurzspielfilm12’)
2012 KINDERLEICHT (Kurzspielfilm 11’)

Hien Mai

Geboren 1989 in München. Sie arbeitet interdisziplinär in den Bereichen Film und Kunst. Nach dem Studium der Kunstgeschichte und der Kunstpädagogik in Frankfurt am Main und Madrid war sie als Künstlerbetreuerin für den chinesischen Künstler Ai Weiwei tätig. Darüber hinaus beteiligte sie sich als Volontärin und künstlerische Projektmitarbeiterin an diversen interkulturellen Formaten in Berlin, München und Stuttgart. Derzeit arbeitet sie am Deutschen Filminstitut und Filmmuseum in Frankfurt und beschäftigt sich mit der Frage, wie kulturelle Teilhabe für alle Menschen zugänglicher gemacht werden kann. MEIN VIETNAM ist ein Film über ihre Eltern, für den sie zusammen mit Tim Ellrich den FIRST STEPS Award 2021 gewinnt.

Filmografie

Regie:

2020 MEIN VIETNAM. Co-Regie: Tim Ellrich (Dokumentarfilm, 70′)

Stand: 22.06.2021

Jurybegründung zum FIRST STEPS Award:

„Wo ist Heimat, wenn man nicht mehr dort ist, wo man herkommt? Wenn man zurück gehen, aber bleiben möchte? In MEIN VIETNAM beobachten Hien Mai und Tim Ellrich den Alltag des Ehepaars Bay und Tam, es sind die Eltern von Hien. Sie kamen vor 30 Jahren nach Deutschland. Hier zogen sie Ihre Kinder auf, hier arbeiten sie als Reinigungskräfte und leben allein in ihrer Wohnung in München. Aber im Herzen und Alltag scheinen sie vor allem mit ihrer alten Heimat in Vietnam verbunden zu sein. Mit ihrer Familie und Freunden sind sie täglich online, sie sitzen gewissermaßen mit am Wohnzimmertisch, vor allem Tam ist voller Sehnsucht nach der alten Heimat, per Skype leitet er den Bau des eigenen Hauses, das Ruhesitz werden soll, dann aber schwer von einem Sturm beschädigt wird. In seinen freudigen Momenten sitzt Tam abends in Karaoke Chatrooms und singt melancholische Liebeslieder. Manchmal singt auch Bay mit, sie versucht Deutsch zu lernen, im Sprachkurs und mit Hilfe ihrer Tochter Hien Mai. Dann muss Sie das Leiden und Sterben ihrer Schwester online erleben, bei der Beerdigung bricht der Empfang ab.
MEIN VIETNAM ist ein zutiefst berührender Film über die Frage, wo man zu Hause ist, im Herzen und im Leben. Die filmische Umsetzung ist einfach und klar, die Kamera greift dramaturgisch nicht ein, sie ist gewissermaßen stiller Teil der Familie. Und für Bay und Tam ändert ihre Anwesenheit nichts in ihrem Alltag. Sie arbeiten, kochen, streiten, lachen und schweigen. Und es gibt keine Musik, außer die traurigen Liebeslieder, die Tam mitsingt, in denen man die ganze Sehnsucht und Trauer über den Verlust der Heimat spürt. Hien Mai und Tim Ellrich haben einen Film geschaffen, der lange nachklingt.“

MEIN VIETNAM

Das vietnamesische Ehepaar Bay und Tam lebt seit 30 Jahren in Deutschland. Abseits der deutschen Gesellschaft arbeiten sie in leeren Büroräumen als Putzkräfte. Durch Skype und Karaoke Chatrooms haben sie ihre eigene virtuelle Version von Vietnam in ihrer Münchner Wohnung geschaffen. Doch die Einschränkungen dieser Online-Blase zeigen sich, als ihr Haus in Vietnam durch einen Sturm zerstört wird und ein Familienmitglied in der ehemaligen Heimat auf dem Sterbebett liegt. Mehr und mehr müssen sich die beiden mit der Frage konfrontieren, ob sie in Deutschland jemals wirklich angekommen sind. Ist Heimat ein Ort oder vielmehr ein Gemütszustand? MEIN VIETNAM erzählt von der Schwierigkeit an zwei Orten gleichzeitig zu leben. Und davon, welche Auswirkungen diese Dualität auf eine Ehe, Familie und das Gefühl von Zugehörigkeit hat.

Ausbildungsstätte: Filmakademie Baden-Württemberg
Produktion: Filmakademie Baden-Württemberg, Coronado Film
Filmkategorie: Dokumentarfilm
Länge: 70 Minuten
Drehformat(e): XAVC-S ; HD

Stab

Produzent·in Leopold Pape
Regie Tim Ellrich, Hien Mai
Kamera Tim Ellrich
Schnitt Tobias Wilhelmer
Tongestaltung Marco Schneble (Sound Design), Volker Armbruster (Mischung)
Protagonist·innen Trung Tam Mai, Thi Bay Nguyen

Franz Böhm
© Fabian Raabe · FIRST STEPS Award 2021

Ein Filmemacher, der ursprünglich aus Stuttgart stammt. Mit 16 Jahren, nachdem er sich zum ersten Regieassistenten hochgearbeitet hatte, drehte er seinen ersten Solo-Film HARMONIE DER ANDEREN. Bei seinem nächsten Projekt lebte er mit Jugendlichen zusammen, die von Obdachlosigkeit betroffen waren. Der daraus resultierende Dokumentarfilm CHRISTMAS WISHES wurde als Eröffnungsfilm für den Deutschen Jugendfilmpreis ausgewählt. Anschließend führte er bei dem Kurzdrama GOOD LUCK Regie, der auf dem British Independent Film Festival Premiere feierte. Nach seiner Arbeit für die National Film & Television School und die Dokumentarfilmproduktionsfirma 1185 Films, entwickelt er derzeit neue Projekte in London. Mit seinem ersten abendfüllenden Dokumentarfilm DEAR FUTURE CHILDREN wurde er 2021 für den FIRST STEPS Award nominiert.

Filmografie

Regie:

2021 DEAR FUTURE CHILDREN (Dokumentarfilm, 89’)
2019 GOOD LUCK (Kurzspielfilm, 11’)
2018 CHRISTMAS WISHES (Dokumentarfilm, 43‘)
2018 HARMONIE DER ANDEREN (Kurzspielfilm, 14‘)

Stand: 04.05.2021

Jurybegründung zur Nominierung:

DEAR FUTURE CHILDREN ist kraftvoll und leidenschaftlich wie die jungen Aktivistinnen, die der Film porträtiert: Hilda aus Uganda setzt sich als ‚Fridays for Future’-Aktivistin in ihrer Heimat für den Umweltschutz ein, Pepper aus Hongkong kämpft als Aktivistin für Demokratie und Unabhängigkeit, und Rayen aus Chile gegen soziale Ungerechtigkeit. Franz Böhm und seine Crew sind so dicht im Geschehen und emotional nah an den Aktivistinnen, dass der Film selbst zum Aktivisten wird, für den Kampf um eine bessere Zukunft.“

DEAR FUTURE CHILDREN

Mit weltweit zunehmenden Protesten für eine bessere Zukunft ist DEAR FUTURE CHILDREN ein Film über drei junge Aktivistinnen, die im Zentrum dieser politischen Wende stehen. Rayen protestiert in Chile für soziale Gerechtigkeit, Pepper kämpft in Hongkong für Demokratie und Hilda engagiert sich in Uganda gegen die verheerenden Folgen des Klimawandels. Der Aktivismus bringt teils schiere Aussichtslosigkeit und fatalen Auswirkungen in die persönlichen Leben der Protagonistinnen. Warum machen sie trotzdem weiter?

Ausbildungsstätte: Freie Einreichung
Produktion: Nightrunner Productions, Schubert Film
Filmkategorie: Dokumentarfilm
Länge: 89 Minuten
Drehformat(e): HD/DCP, 16:9, 5.1, 25 fps
Verleih: Camino Filmverleih

Stab

Produzent·innen Johannes Schubert, Ansgar Wörner
Regie Franz Böhm
Kamera Friedemann Leis
Schnitt Daniela Schramm Moura
Tongestaltung Marc Lehnert (Sound Design), Marco Schnebel (Sound Design), Volker Armbruster (Re-Recording Mixer)
Musik Hannes Bieber, Leonard Küßner
Protagonist·innen Hilda Flavia Nakabuye, "Pepper", "Rayen"

Jannis Lenz
© Fabian Raabe · FIRST STEPS Award 2021

Geboren 1983 in Filderstadt. Studiert Regie in der Meisterklasse von Jessica Hausner an der Filmakademie Wien, wo er auch als Assistent für Michael Haneke tätig war.
Er wurde für die Berlinale Talents ausgewählt, erhielt das START-Stipendium für Filmkunst des österreichischen Kultusministeriums und ist offizielles Mitglied der Europäischen Filmakademie. Sein Drittjahresfilm WANNABE gewann den EFA-Award in Clermont- Ferrand und wurde für den Europäischen Filmpreis 2017 nominiert. SOLDAT AHMET ist sein Abschlussfilm, mit dem er 2021 für den FIRST STEPS Award nominiert wurde.

Filmografie

Regie:

2023 GONZO (Kurzfilm, 3′)
2021 SOLDAT AHMET (Dokumentarfilm, 75′)
2017 WANNABE (Mittellanger Spielfilm, 30′)
2017 GENERALPROBE (Spielfilm, 15′)
2016 SCHWERELOS (Dokumentarfilm, 10′)
2015 SCHATTENBOXER (Dokumentarfilm, 17′)

Stand: 04.05.2021

Jurybegründung zur Nominierung:

SOLDAT AHMET hat viele Rollen – Soldat, Boxer, Schauspielschüler, Sohn – und er füllt jede Rolle mit Ruhe, Kraft und Präzision aus. Er scheint alles zu beherrschen. Das Weinen gelingt ihm nicht. Jannis Lenz hat Ahmet genau beobachtet, so genau, dass er, die Kamera, die Ton- und Klanggestaltung über das dokumentarische Beobachten hinausgehen, mit der Wirkung, das Leben und Wesen von Ahmet zu verdichten.“

SOLDAT AHMET

Täglich durchwandert Ahmet die Welten seiner Identität. Der brave Sohn türkischer Einwanderer, der toughe Staatsmeister im Boxen, der Soldat, der sich verpflichtet hat, „dem österreichischen Volke zu dienen“. Ahmet hat gelernt, sich anzupassen und dem zu entsprechen, was andere von ihm erwarten. Das Bedürfnis, sich selbst wieder spüren zu können, bringt ihn dazu, seinem Jugendtraum zu folgen und privaten Schauspielunterricht zu nehmen. Zunehmend geraten sein Welt- und Selbstbild, seine Vorstellungen von Nationalität, Geschlecht und Körperlichkeit ins Wanken. Bis Ahmet schließlich erkennt, dass er die eigentlichen Konflikte nicht mit seiner Außenwelt austrägt, sondern mit sich selbst.

Ausbildungsstätte: Filmakademie Wien
Produktion: Panama Film
Filmkategorie: Dokumentarfilm
Länge: 75 Minuten
Drehformat(e): Sony F55, XAVC 4K

Stab

Produzent·innen David Bohun, Lixi Frank
Regie Jannis Lenz
Drehbuch Jannis Lenz
Kamera Jakob Fuhr
Schnitt Jannis Lenz, Roland Stöttinger, Nooran Talebi
VFX/Animation Lee Niederkofler
Tongestaltung Benedikt Palier (O-Ton, Sound Design), Rudolf Pototschnig (Mischung)
Musik Benedikt Palier
Protagonist·in Ahmet Simsek

Über die Nominierungen in der Kategorie Dokumentarfilm hat die Dokumentarfilmjury, bestehend aus Alice Agneskirchner, Dunja Hayali, Yunus Roy Imer, Anja Pohl und Jakob Weydemann, entschieden.