Hannes Hirsch
© Daniel Seiffert

Nach seiner Schulzeit in Tübingen entschied sich Hannes Hirsch für ein Auslandsstudium in italienischer Sprache und Filmgeschichte in Perugia, Italien. Nach seiner Rückkehr nach Deutschland beteiligte er sich maßgeblich am Aufbau der selbstorganisierten Filmschule Filmarche in Berlin. Dort absolvierte er bis 2012 ein Studium in Filmregie, schrieb und drehte unter anderem den Kurzfilm BEACH BOY, der auf verschiedenen Festivals gezeigt wurde und bei Achtung Berlin mit dem Preis für den Besten mittellangen Film ausgezeichnet wurde. 2009 gründete er mit Diemo Kemmesies die Produktionsfirma Milieufilm und produzierte unter anderem den Spielfilm SILENT YOUTH. Anschließend studierte er Kunst und Medien in der Klasse Narrativer Film bei Thomas Arslan an der Universität der Künste und schloss das Studium 2020 mit Bestnote ab. Hannes ist außerdem als selbstständiger Softwareentwickler tätig. Er ist Erfinder und Hauptentwickler der Drehplansoftware Fuzzlecheck, die inzwischen als Standardwerkzeug in der deutschsprachigen Kino-, Serien- und TV-Filmvorproduktion gilt. Sein erster abendfüllender Spielfilm DRIFTER feiert 2023 Weltpremiere bei der 73. Berlinale in der Sektion Panorama und wird im selben Jahr für den FIRST STEPS Award nominiert.

Filmografie

Regie:

2023 DRIFTER (Spielfilm, 79′)
2018 ROUTES (Kurzspielfilm, 24′)
2011 BEACH BOY (Mittellanger Spielfilm, 32′)
2008 ROSA JUNGS (Kurzspielfilm, 13′)

Stand: 22.08.2023

Jurybegründung zum FIRST STEPS Award:

Dieser Film ist eine aufregende Reise, eine Odyssee, an deren Ende vielleicht so etwas wie die Erkenntnis des Selbst steht. Dieses Selbst war am Anfang noch jemand anderes, wenigstens äußerlich, aber dann kommt ein harter Schnitt und ein anderes Leben beginnt. Die Beobachtungen hier sind fein und sehr genau. In einer zuerst überfordernden Großstadtszene entdeckt dieser Film eine Zärtlichkeit, eine Zerbrechlichkeit und eine Einsamkeit, der es zu entkommen gilt. Ganz beiläufig und uneitel präsentiert uns DRIFTER von Hannes Hirsch die Heldenreise eines Antihelden in naturalistischen Bildern und mit einem überragend durchlässigen Hauptdarsteller. Dabei liefert DRIFTER eine kluge Bestandsaufnahme von Communities und Ritualen, von sexuellen und sozialen Unverbindlichkeiten, Begehren und letztlich, so kitschig es klingen mag – vom Wunsch Liebe zu finden.

DRIFTER

Moritz ist 22 und gerade von seinem Freund Jonas verlassen worden, für den er eigentlich nach Berlin gezogen war. Eine Zeit lang findet er Geborgenheit bei dem älteren Noah, bis es ihm zu eng wird. Moritz ändert sein Aussehen und taucht ein in die Berliner Partyszene. Er lebt seine unterdrückten Sehnsüchte und sexuellen Fetische aus, verliert sich aber auch zunehmend in Drogenexzessen und emotionaler Entfremdung. Erst mit Hilfe seiner queeren Freunde findet er heraus, wer er wirklich sein möchte.

Ausbildungsstätte: Universität der Künste Berlin
Produktion: Milieufilm, Jost Hering, Salzgeber
Filmkategorie: Spielfilm
Länge: 79 Minuten
Drehformate: Canon C300, 2:1, 2K

Stab

Produktion Hannes Hirsch, Diemo Kemmesies, Björn Koll, Jost Hering
Regie Hannes Hirsch
Drehbuch Hannes Hirsch, River Matzke (Co-Autor*in)
Kamera Eli Börnicke
Schnitt Elena Weihe
Szenenbild Fia Bartesch, Lasha Rostobaia
Kostümbild Janina Kaßan, Edgar Mauser, Nina Zimmermann
Maskenbild Lone Anders, Evin Yeyrek
Tongestaltung Moritz Zuchantke (O-Ton), Sum-Sum / Ilya Shen / Selikhov (Sound Design), Jochen Jezussek
Darsteller:innen Lorenz Hochhuth (Moritz), Gustav Schmidt (Jonas), Cino Djavid (Noah), Oscar Hoppe (Stefan), Cat Jugravu (Kasi), Marie Tragousti (Eleftheria), Aviran Edri (Daniel)

Max Gleschinski
Nominierter Max Gleschinski. Junge, männlich gelesene, weiße Person mit kurzen braunen Haare. Er trägt ein hellblau-gelbes gemustertes Hemd.
© Daniel Seiffert

Geboren 1993 in Rostock. Nach dem Bachelor of Arts (Anglistik/Amerikanistik und Philosophie) sowie einigen Kurzfilmen gründete er 2017 gemeinsam mit Jean-Pierre Meyer-Gehrke die „Von Anfang Anders Filmproduktion“. 2018 stellten sie ihr unabhängig produziertes Spielfilmdebüt KAHLSCHLAG fertig, das in Hof mit dem „Förderpreis Neues Deutsches Kino“ ausgezeichnet wurde, Hauptdarsteller Bernhard Conrad den Deutschen Schauspielpreis einbrachte und 2020 seinen deutschlandweiten Kinostart feierte. Max lebt in seiner Heimatstadt Rostock und arbeitet neben seiner Regietätigkeit als Autor sowie als Produzent von Spiel- und Dokumentarfilmen. Sein Film ALASKA gewinnt 2023 den Max Ophüls Preis und wird im selben Jahr für den FIRST STEPS Award nominiert.

Filmografie

Regie & Drehbuch:

2023 ALASKA (Spielfilm, 124′)
2022 LASS MÖRDER SEIN (Kurzspielfilm, 18′)
2018 KAHLSCHLAG (Spielfilm, 98′)

Regie:

2021 EUROPE CALLING (Audio-Serie, 10×25′)
2020 NACKTBILDER. Co-Regie: Mark Sternkiker (Kurzspielfilm, 16′)
2017 ENDZEITSTIMMUNG (Kurzspielfilm, 7′)

Stand: 22.08.2023

Jurybegründung zur Nominierung:

Zwei Frauen unterwegs auf der Mecklenburgischen Seenplatte, für die eine ist es Heimat, für die andere ein falsch ausgesuchtes Urlaubsziel. Beide eint die Flucht vor ihnen selbst. In großen Bildern inszeniert Max Gleschinski diese vermeintlich kleine Geschichte, die uns mit jeder Szene mehr und mehr in ihren Bann zieht. Eine präzise Erzählstruktur, der gekonnte Einsatz mystischer Elemente und das Vertrauen in die eigenen Figuren machen ALASKA zu einem besonderen Kinoerlebnis mit beeindruckender visueller Gestaltung.

ALASKA

Nach einer Zäsur in ihrem Leben begibt sich Kerstin an den Ort ihrer Kindheit. Sie setzt das rote DDR-Kajak ins Wasser und beginnt eine Reise über die Mecklenburgische Seenplatte. Zwischen Tourismus und Tristesse wird das Kajak für sie zur schützenden Kapsel — bis sie eines Tages Alima begegnet, die der paddelnden Einzelgängerin endlich die richtigen Fragen stellt. Alima bedeutet dieser Ort nichts. Das ständige Paddeln, die Ruhe der Natur und das fehlende Funknetz sind ihr nur lästig. Die ebenso stoische wie verletzliche Kerstin ist da eine willkommene Abwechslung, sodass die unterschiedlichen Frauen ihren Weg gemeinsam fortsetzen. Doch nach und nach schleicht sich mit Sören, Thomas und Nina Kerstins Vergangenheit an der Seenplatte ein und fordert ihre Zurückgezogenheit endgültig heraus.

Ausbildungsstätte: Freie Einreichung
Produktion: Wood Water Films
Filmkategorie: Spielfilm
Länge: 124 Minuten
Drehformate: ARRI Alexa

Stab

Produktion Jasper Mielke, Karoline Henkel, Arto Sebastian
Regie Max Gleschinski
Drehbuch Max Gleschinski
Kamera Jean-Pierre Meyer-Gehrke
Schnitt Clara Grözinger
Szenenbild Laura Schwarzmeier
Kostümbild Lada Stepanenko
Maskenbild Lada Stepanenko
Tongestaltung Moritz Busch
Musik Axel Meier
Redaktion Jörg Schneider (ZDF – Das Kleine Fernsehspiel)
Darsteller:innen Christina Große (Kerstin Warwziniak), Pegah Ferydoni (Alima Plagwitz), Karsten Antonio Mielke (Thomas Warwziniak), Milena Dreißig (Nina)

Lisa Gertsch
Nominierte Lisa Gertsch. Junge, weiblich gelesene, weiße Person mit schulterlangen braunen Haaren. Sie trägt roten Lippenstift und ein Jeanshemd.
© Daniel Seiffert

Geboren 1992 in Bern. Regiestudium an der Zürcher Hochschule der Künste (ZHdK). Mit ihrem Bachelor-Abschlussfilm FAST ALLES gewann sie 2018 einen Studenten-Oscar. Seit 2023 ist sie als Dozentin für Drehbuch an der Zürcher Hochschule der Künste tätig, wo sie ab September das Atelier Drehbuch leitet. Als Mitglied des Zürcher Kollektivs Sabotage und in Koproduktion mit der ZHdK produzierte sie unlängst ihren ersten Langspielfilm und Master-Abschlussfilm ELECTRIC FIELDS, der 2023 für den FIRST STEPS Award nominiert ist.

Filmografie

Regie:

2023 ELECTRIC FIELDS (Spielfilm, 80′)
2020 J’AI ARRETÉ DE CARESSER LE CHIEN (Dokumentarfilm, 14′)
2019 HAPPY BIRTHDAY (Kurzspielfilm, 26′)
2017 FAST ALLES (Kurzspielfilm, 24′)
2016 EIN PRINZESSINNEN-FILM. (Kuzspielfilm, 7′)
2014 BEAT-MAN. Co-Regie: Gianni Keller (Dokumentarfilm, 21′)

Stand: 22.08.2023

Jurybegründung zur Nominierung:

ELECTRIC FIELDS widmet sich episodisch den titelgebenden, elektrischen Strahlungen. Dabei legt Regisseurin Lisa Gertsch den Fokus auf die Absurdität des Zwischenmenschlichen und des Absurden und beweist einen ganz eigenen, humorvollen Ton. Die Entscheidung für gestochene, schwarz-weiße Bilder unterstützt die künstlerische Überhöhung der oft übernatürlichen Erzählungen. Zusammen mit einem sicheren Gespür für erzählerischen Rhythmus und die Wirkmächtigkeit ihrer Bilder beschert uns Lisa Gertsch eine poetische Kinoerfahrung.

ELECTRIC FIELDS

Die Menschen gehen mit vergessenen Träumen durchs Leben. Sie bestreiten tapfer einen weiteren Tag, als etwas aus den Fugen gerät. Ein Mann verschwindet im Wald. Eine Jahreszeit geht verloren. Liebende überwinden die Zeit. Kaum merklich verschieben sich die Regeln der Welt. Und auf einmal tun sich in den Köpfen der Menschen neue Wege auf.

Ausbildungsstätte: Zürcher Hochschule der Künste
Produktion: Sabotage Filmkollektiv GmbH, Zürcher Hochschule der Künste ZHdK
Filmkategorie: Spielfilm
Länge: 80 Minuten
Drehformate: 4:3, 2K

Stab

Produktion Lisa Gertsch
Regie Lisa Gertsch
Drehbuch Lisa Gertsch
Kamera Simon Bitterli
Schnitt Lisa Gertsch
VFX/Animation Nevin Naduvathettu
Tongestaltung Dominic Curseri
Musik Gustav Gertsch
Darsteller:innen Michael Neuenschwander, Julia Jentsch, Sabine Timoteo, Sophie Hutter, Ole Eisfeld, Dagna Litzenberger Vinet, Antonia Scharl, Caspar Kaeser, Jasmin Mattei, Nicolas Rosat, Hansrudolf Twerenbold, Lena Schwarz, Markus Schrag

Über die Nominierungen in der Kategorie Abendfüllender Spielfilm hat die Spielfilmjury, bestehend aus Roshanak Behesht Nedjad, Yoshi Heimrath, Lorna Ishema, Philipp Kreuzer und Hüseyin Tabak entschieden.