Abendfüllender Spielfilm
Die Regisseurin und Autorin Sophie Linnenbaum wurde in Nürnberg geboren. Nach ihrem Psychologiestudium und einer Tätigkeit als Theaterautorin absolviert sie derzeit den Masterstudiengang Regie an der Filmuniversität Babelsberg KONRAD WOLF und dreht Serien und Dokumentarfilme, wie u.a. für das ZDF die Serien „DRUCK“ und „DEUTSCHER“. Ihre spielerisch-pointierten Kurzfilme wurden mehrfach ausgezeichnet und liefen auf zahlreichen nationalen und internationalen Festivals, darunter der mehrfach preisgekrönte [OUT OF FRA]ME und PIX, der mit dem Deutschen Kurzfilmpreis ausgezeichnet wurde. Zuletzt erhielt sie den FFF Förderpreis Dokumentarfilm für ihren Dokumentarfilm VÄTER UNSER beim DOK.fest München. Mit THE ORDINARIES, ihrem ersten Langspielfilm, schließt sie ihr Regiestudium ab, erhält den Förderpreis Neues Deutsches Kino beim Filmfest München 2022 und wird neben weiteren Preisen im selben Jahr mit dem FIRST STEPS Award ausgezeichnet.2023 gewinnt sie für THE ORDINARIES den Bayerischen Filmpreis.
Filmografie
Regie:
2022 THE ORDINARIES (Spielfilm, 120′)
2021 VÄTER UNSER (Dokumentarfilm, 76’)
2020 „DRUCK“ (Serie, Staffel 5, 10 x 8′-10’)
2019 DAS MENSCH (Kurzspielfilm, 16′)
2017 RIEN NE VA PLUS (Kurzspielfilm, 15’)
2017 MONDAY – A GERMAN LOVE STORY (Kurzspielfilm, 6’)
2016 [OUT OF FRA]ME (Kurzspielfilm, 18’
Stand: 15.08.2022
Jurybegründung zum FIRST STEPS Award:
THE ORDINARIES ist alles andere als ein gewöhnlicher Abschlussfilm. In diesem filmischen Metaversum ordnet sich die fantasievolle Welt nach Haupt- und Nebenfiguren – also nach solchen, die ihre eigene Geschichte formen, und denen, die nur als Beiwerk der eigentlichen Inszenierung mit limitierten Dialogen dienen. Paula strebt ebenfalls das Leben einer Hauptfigur an. „Dein Vater war eine ganz besondere Hauptfigur. Irgendwo zwischen den Schnitten, da sitzt er jetzt und schaut uns zu.“ Auf der Suche nach diesem verlorenen Vater begibt sie sich auf eine Reise durch ihre Vergangenheit und entlarvt dabei die Ungerechtigkeit der Gesellschaft: Denn welche Geschichte ist relevant genug, um erzählt zu werden und wer übernimmt die Deutungshoheit darüber? Zunehmend muss Paula feststellen, dass etwas an ihrer Geschichte nicht ganz stimmt. Im Filmarchiv finden sich keinerlei Flashbacks. Je tiefer sie gräbt, desto mehr dringt sie in die Welt der Outtakes ein. Sie begegnet Figuren fernab des Farbspektrums, Fehlbesetzungen oder Zensierten mit verpixelten Mündern – den absoluten Outlaws, die plötzlich ein ganz anderes Narrativ der Gesellschaft propagieren. Sophie Linnenbaum inszeniert diese Segregation vom „Wir“ und „die Anderen“ nach politisch-gesellschaftlicher Doktrin als originelle und mutige Satire mit Musicalelementen. Sie beweist eine ganz eigene Vision vom Kino, die sich mit detailverliebter Raffinesse am gesamten Repertoire filmischen Handwerks bedient.
THE ORDINARIES
In einer fabelhaften Welt, streng unterteilt in Haupt-, Nebenfiguren und Outtakes, steht Paula vor der wichtigsten Prüfung ihres Lebens: sie muss beweisen, dass sie das Zeug zur Hauptfigur hat. Paula will ein glamouröses Leben mit einer eigenen Storyline, aufregenden Szenen und voller Musik – nicht wie ihre Mutter, die als Nebenfigur im Hintergrund arbeitet. Sie ist Klassenbeste im Klippenhängen, beherrscht Zeitlupe und panisches Schreien im Schlaf – nur das Erzeugen emotionaler Musik will ihr einfach nicht gelingen. Auf der Suche nach einer Lösung, stößt sie auf Ungereimtheiten zum Tod ihres Vaters, einer heldenhaften Hauptfigur. Ihre Nachforschungen führen sie zu den verachteten, unterdrückten Outtakes, Menschen mit Filmfehlern, am Rande der Gesellschaft. Doch anstatt auf gefährliche Rebellen, trifft sie dort auf gebrochene Figuren mit echten Emotionen, die in einer ungerechten Welt versuchen zu überleben.
Paula beginnt zu zweifeln – an sich, an ihrem Platz in der Geschichte und an denen, die diese erzählen.
Ausbildungsstätte: Filmuniversität Babelsberg KONRAD WOLF
Produktion: Bandenfilm GbR, ZDF – Das kleine Fernsehspiel, Filmuniversität Babelsberg KONRAD WOLF, Sophie Linnenbaum, Esther Niemeier
Filmkategorie: Spielfilm
Länge: 120 Minuten
Drehformat: Arri Alexa, ProRes 4444, Arri Log-C
Stab
Produzent:innen Britta Strampe, Laura Klippel
Regie Sophie Linnenbaum
Drehbuch Sophie Linnenbaum, Michael Fetter Nathansky
Kamera Valentin Selmke
Schnitt Kai Eiermann
Szenenbild Josefine Lindner, Max-Josef Schönborn
Kostümbild Sophie Peters
Maskenbild Elena Ziegler
VFX/Animation Johannes Blech
Tongestaltung Nicolas Voß (Sound Design, Mischung, Dialogschnitt, Musikmischung, Sound Supervisor)
Musik Fabian Zeidler
Redaktion Jörg Schneider (ZDF – Das kleine Fernsehspiel)
Darsteller:innen Fine Sendel (Paula), Jula Böwe (Elisa), Henning Peker (Hausmädchen), Sira Faal (Hannah), Noah Tinwa (Simon), Pasquale Aleardi (Herr Cooper), Denise M’Baye (Frau Dr. Cooper)
Paula Knüpling
Paula Knüpling, geboren in Berlin, lebt und arbeitet in ihrer Heimatstadt. Seit ihrem achten Lebensjahr spielte Paula als Schauspielerin in Film- und Fernsehproduktionen unter Regisseur:innen wie Dani Levy, Julie Delpy, Bodo Fürneisen, Aelrun Goette und Angela Schanelec. Inzwischen arbeitet Paula als Autorin, Regisseurin und Produzentin in Berlin. Zusammen mit ihrer Partnerin Marina Prados, begann die gemeinsame Arbeit 2018 mit dem Sci-Fi Theaterstück HERE im 3. Stock der Volksbühne. Seitdem arbeiten die beiden in flachen Hierarchien mit wechselnden Kollektivmitgliedern. Ihre GenZ-Produktionsfirma Ladybitches Productions wurde 2021 mit der Absicht gegründet, queere Arbeitsstrukturen und Darstellungen zu schaffen und respektvoll miteinander umzugehen. Als queere Geschichtenerzählerinnen wollen sie bedeutungsvolle, ehrliche und vielfältige Geschichten feiern. Ihr Debütfilm LADYBITCH wird 2022 für den FIRST STEPS Award nominiert und handelt von den persönlichen Erfahrungen der beiden Regisseurinnen mit Missbrauch in der Film- und Theaterbranche.
Filmografie
Regie:
2022 LADYBITCH. zus. m. Marina Prados (Spielfilm, 97′)
Stand: 15.08.2022
Marina Prados
Marina Prados wurde in Barcelona geboren, studierte Schauspiel und lebt seit 2016 in Berlin. Seitdem hat sie das Schauspiel hinter sich gelassen. Nun ist Marina als Autorin, Regisseurin und Produzentin tätig. Begonnen hat diese Arbeit vorrangig in Theatern wie dem Ballhaus Ost Berlin, dem Maxim-Gorki Theater und der P14/Volksbühne am Rosa-Luxemburg Platz. Zusammen mit ihrer Partnerin Paula Knüpling, begann die gemeinsame Arbeit 2018 mit dem Sci-Fi Theaterstück HERE im 3. Stock der Volksbühne. Seitdem arbeiten die beiden in flachen Hierarchien mit wechselnden Kollektivmitgliedern. Ihre GenZ-Produktionsfirma Ladybitches Productions wurde 2021 mit der Absicht gegründet, queere Arbeitsstrukturen und Darstellungen zu schaffen und respektvoll miteinander umzugehen. Als queere Geschichtenerzählerinnen wollen sie bedeutungsvolle, ehrliche und vielfältige Geschichten feiern. Ihr Debütfilm LADYBITCH wird 2022 für den FIRST STEPS Award nominiert und handelt von den persönlichen Erfahrungen der beiden Regisseurinnen mit Missbrauch in der Film- und Theaterbranche.
Filmografie
Regie:
2022 LADYBITCH. zus. m. Paula Knüpling (Spielfilm, 97′)
Stand: 15.08.2022
Jurybegründung zur Nominierung:
Paula Knüpling & Marina Prados werfen in ihrem autobiografischen Debüt einen berechtigt wütenden, wie zugleich überraschend amüsanten Blick auf institutionalisierten Sexismus und Machtmissbrauch. Im Format der Mockumentary navigieren sie uns einfühlsam durch die traumatischen Erlebnisse der jungen Schauspielerin Ela. Diese erhält ihre erste Hauptrolle bei einem renommierten Theaterregisseur, der seine Machtposition jedoch überheblich und schamlos auszunutzen weiß. LADYBITCH vermag Grenzüberschreitungen, Übergriffigkeit und Erniedrigung eindringlich und dennoch humorvoll zu verarbeiten.
LADYBITCH
Ela, eine junge Schauspielerin, erhält eine Rolle beim bekannten Theaterregisseur Franz Kramer. Die Inszenierung ist eine große Chance für Ela, bringt aber auch Druck mit sich. Kramer überschreitet ständig Elas Grenzen und die Situation spitzt sich zu, als Kramer sie sexuell belästigt. Ela kämpft darum, als selbstbewusste Figur aufzutreten – und bemerkt, dass sie hierfür die gleichen Schritte der Selbstermächtigung auch in ihrem wirklichen Leben gehen muss.
Ausbildungsstätte: Freie Einreichung
Produktion: Ladybitches Productions
Filmkategorie: Spielfilm
Länge: 97 Minuten
Drehformate: 4K; URSA Mini Pro 4.6K
Stab
Produzent:innen Paula Knüpling, Marina Prados
Regie Paula Knüpling, Marina Prados
Drehbuch Paula Knüpling, Marina Prados
Kamera Paul Holdsworth
Schnitt Aletta von Vietinghoff
Szenenbild Johanna Liebl, Katja Pech
Kostümbild Johanna Liebl, Katja Pech
VFX/Animation Abdul Twebti
Tongestaltung Jona Hamann (Mischung), Jona Hamann (Sound Design), Sebastian Dieterle (O-Ton)
Musik Fee Aviv Marschall, Lara Hertweck, Jona Hamann
Darsteller:innen Celine Meral (Ela Özmen), Christoph Gawenda (Franz Kramer), Benny Claessens (Benny), Asad Schwarz (Asad), Ruby Commey (Ruby), Robert Knorr (Robert), Luisa-Céline Gaffron (Eva), Romanesco Spagl (Judy), nnast _antn (Alex)
Geboren 1996 in Krefeld-Fischeln. 2015 Fachabitur in Gestaltung. Auslandsaufenthalt in London, Job als Barkeeper. Nebenjobs als Lagerhelfer, Filmvorführer, Sales Stylist, Kurierfahrer. Von 2017 bis 2021 Bachelorstudiengang Film / Regie an der ifs. Zahlreiche Jobs als Regisseur und Fotograf in der Musik, Werbe- und Modebranche. Sein Abschlussfilm THE KIDS TURNED OUT FINE wird 2022 dreifach für den FIRST STEPS Award nominiert.
Filmografie
Regie Drehbuch:
2021 THE KIDS TURNED OUT FINE (Spielfilm, 73′)
2019 AUSSTERBEN (Kurzspielfilm, 14′)
2018 EGOTRIP (Kurzspielfilm, 11′)
Regie:
2019 WOHNZIMMER (Dokumentation, 16′)
2018 NERO (Musikvideo, 3′)
2018 VESPER (Kurzspielfilm, 7′)
Stand: 15.08.2022
Jurybegründung zur Nominierung:
THE KIDS TURNED OUT FINE zeichnet ein kultiges Ensembleporträt ohne Kompromisse, das die Abkehr vom ständig romantisierten Blick auf die Vergangenheit freisetzt und uns eine klare Ansage macht: Generation Y hat ihren eigenen Look and Feel. Thilo Vogt gelingt eine mutige und angstbefreite Beobachtung, die zwar den banalen Zeitgeist seiner eigenen Generation zerlegt, sich aber immer den Blick für die Individuen und deren Lebenswelt bewahrt. Ob im vermeintlichen Kampf um den Klimawandel, ob aspirierend oder erfolglos inmitten der Mode- oder Rap-Szene – seine Figuren befinden sich beständig im Kreislauf zwischen radikaler Selbstverwirklichung und innerer Verzweiflung und liefern damit ein realistisches Abbild unserer Gegenwart.
THE KIDS TURNED OUT FINE
THE KIDS TURNED OUT FINE folgt Figuren der Generation Y, die dem Wunsch nach radikaler Selbstverwirklichung hinterherjagen. Die lose miteinander verbundenen Episoden erzählen von erfolglosen Rappern, angehenden Models, vermeintlichen Klimaaktivist:innen, Influencer:innen, Verschwörungstheoretiker:innen sowie von einem mysteriösen Knallen auf den Straßen von Köln.
Ausbildungsstätte: ifs internationale filmschule köln
Produktion: internationale filmschule köln gmbh
Filmkategorie: Spielfilm
Länge: 73 Minuten
Drehformat: 4K
Stab
Produzent:in Florian von Leitner
Regie Thilo Vogt
Drehbuch Thilo Vogt
Kamera Pasindu Goldmann
Schnitt Marius Schaaf
Szenenbild Jessica Kaczmarek
Kostümbild Eugenia Giesbrecht
Maskenbild Dean Liesfeld
VFX/Animation Simon Li, Julien Hecker
Tongestaltung Marius Schaaf (Sound Design)
Musik Jonas Becker
Darsteller:innen Malik Blumenthal (Wilson), Lisa-Marie Koroll (Chloé), Leon Blaschke (Marlon), Nick Romeo Reinmann (Leo), Alban Mondschein (Jimi), Akeem van Flodrop (Mert), Samy Abdel Fattah (Devin), Hicham Lahsoussi (Arian), Markus Römer (Sven), Uwe Rohde (Klaus), Uwe Schmieder (Frank), Joachim Overberg (Carlo), Florian Wünsche (Joe), Frank Montenbruck (Fahrradfahrer), Eskindir Tesfay (Polizist)
Über die Nominierungen in der Kategorie abendfüllender Spielfilm hat die Spielfilmjury, bestehend aus Jonas Dornbach, Yoshi Heimrath, Robert Hofmann, Randa Chahoud und Lorna Ishema entschieden.